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Ein Blick aus dem Fenster führte mir wieder meine Ablehnung der winterlichen Jahreszeit vor Augen. Ich sah - nichts! Die Dunkelheit hatte sich bereits wieder ausgebreitet, noch ehe sie verschwunden war. Die fehlenden Sonnenstunden kurz vor dem 21. Dezember machten mir zu schaffen, nur das Wissen, dass ab dem magischen Datum die Tage wieder länger werden, hielten mich einigermaßen bei Laune. Trotzdem wirkte ich müde und abgespannt und freute mich schon wieder auf mein Bett, dass ich am Morgen, ebenfalls im Dunkeln gegen 6:00 verlassen hatte.

Es klopfte an der Tür. Nein, so kurz vor Feierabend!, schoss es mir durch den Kopf. Meine Augen verließen den Bildschirm des PCs und wandten sich der Türe zu. Herein! Zu meiner Freude trat Edouard ein und griente beinahe von einem Ohr zum anderen, was bei Schafen ziemlich lustig aussieht. Ich muss mal an deinen Computer, stellte er fest. Erstaunt schaute ich ihn an. An meinen Computer? Wozu? Ich..., wurde er verlegen, suche eine Frau! Auch wenn es ihn verletzten würde, so brach ich doch in schallendes Gelächter aus. Das Grienen meines Freundes verzog sich. Ich zwang mich, mein Lachen zu beenden, indem ich eine Frage stellte: Und dazu benötigen Sie meinen Computer? Edouard antwortet, verlegen, aber auch ernst.

Ich habe gehört, im Internet gibt es Seiten, da kann man sich melden, wenn man eine Aue sucht. Und die werden einem dann zugeteilt? Ich konnte meine Ironie kaum unterdrücken.
Natürlich nicht, entrüstete sich Monsieur Mouton, man nimmt so Kontakt auf!
Ach, und dann?
Na dann lernt man sich kennen und verliebt sich.
So einfach? Na dann los!

Ich machte den Platz an meinem PC frei und überließ Edouard das Feld. Es dauerte nicht lange und er hatte in der virtuellen Welt des Cyberspace eine ansprechende Seite gefunden. Hier muss ich ein Profil anlegen, stellte er fest, als würde er einem Leitfaden folgen. Gewünschter Nickname?, murmelte er weiter. Mufflon!, brach es aus mir heraus. Mufflon? Ich bin doch noch nicht so alt, dass ich mich als Mufflon anbieten möchte.
Stimmt, keine gute Idee. Schreiben Sie doch einfach Edouard.
Geht das denn? Sie verlangen einen Nickname! Trotzdem tippte er Edouard ein.
Nickname schon vergeben, warf das System zurück.
Es gibt schon einen Edouard, begann das Schaf zu schmollen.
Dann müssen wir wohl Fantasie walten lassen, stieg ich langsam in die Materie ein.

Wir dachten uns einige Namen aus, testeten und verwarfen sie wieder. Dann plötzlich tippte Edouard den Namen Auvergne-Schaf ein. Weder gab das System eine Fehlanzeige zurück, noch überlegte Edouard erneut und verwarf es. Das Auvergne-Schaf war registriert und die Suche konnte beginnen. Verfeinern Sie ihre Suche!, befahl die verwaltende Datenbank paarungswilliger Auen und Monsieur Mouton begann minutiös seine Suchkriterien einzugeben:

Alter? - Er gab etwas in seinem Alter ein, plus-minus 2 Jahre.
Größe? - Auch hier orientierte er sich an sich selber.
Region? - Edouard konnte sich aufgrund seiner laufenden Reiseunternehmungen nicht entscheiden. Schließlich nahm er die Rubrik Überregional an.
Bei der Option Kinder bei meiner Partnerin, konnte er wählen zwischen Sie sollte keine Kinder haben, Sie sollte Kinder haben und Ist mir egal. Mein Schaf entschied sich für letzteres und nach einigen Eintragungen, die das Rauchverhalten, Religion und sonstige Freizeitaktivitäten betraf, schickte er seine Suche ab. Es wurde spannend.

Untereinander tauchten nun paarungswillige Auen auf, die seinen Suchkriterien entsprachen: Espresso, Lunalu, Nicegirl2010, Seestern11, keja69, -Sonnenschein2-, Vanilla01, Brennwert, etc. Wie kommt man auf den Namen 'Brennwert', fragte Edouard sich, während er das Profil anklickte.

Ich ließ meinen Freund alleine mit sich und dem PC und ging einkaufen. Nach etwas über einer Stunde kam ich zurück. Edouard saß noch an meinem Computer und schüttelte immer mehr mit dem Kopf. Ich mag mich täuschen, sagte er nachdenklich, aber die meisten Sonnenschein-Damen sind wohlgenährt... Außerdem gibt es unzählige Seesterne und alle wollen ankommen, fragt sich nur wo? Noch ehe ich auf den Bildschirm schauen konnte, hatte er sein Profil, über das wir solange gebrütet hatten, gelöscht und gab den Platz am PC wieder frei. Ich glaube, so ergänzte er, ich schau mir die Auen in Natura an, dass verleitet auch nicht dazu, ins Lästern zu verfallen.


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